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12.06.2024

"Wir im Süden sind echt gut"

Ruth M. Büchlmann hat mir ihrer Agentur UPPERCUT beim Staatspreis Werbung den Sonderpreis für regionale KMU-Kampagnen und den Publikumspreis nach Kärnten geholt. Im Interview spricht sie über den Erfolg, welche Rolle KI in Zukunft spielen wird und warum sie sich in Kärnten mehr Zusammenarbeit der Kreativen wünscht.

Das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) hat am 11. Juni 2024 den Staatspreis Werbung zum 45. Mal verliehen. Aus insgesamt 182 Einreichungen wurden die Kreativsten der Branche gekürt. Und die Klagenfurter Agentur UPPERCUT kann sich dazuzählen: Die Agentur holte sich den Sonderpreis für regionale KMU-Kampagnen mit "Montags sind wir nie da - Unser Buchhändler hat das Unmögliche gewagt" für den Auftraggeber Buchhandlung HEYN in Klagenfurt. Und auch der Publikumspreis für die beste Printwerbung ging auf das Konto von UPPERCUT die agentur GmbH - für den Auftraggeber Stadtwerke Klagenfurt AG für "Stadtwerke Klagenfurt - So echt wie du".

Uppercut war zweimal für den Staatspreis Werbung nominiert und hat gleich zweimal gepunktet. Was bedeutet dir dieser Erfolg?
Ruth M. Büchlmann: Alleine die Nominierungen sind für jede Agentur die größte Auszeichnung in der österreichischen Werbebranche. Dass wir dann auch zwei Siegertrophäen mit nach Hause nehmen durften, war einfach genial. Für uns selbst, für unseren Teamspirit, für unsere Kunden und hoffentlich auch für alle Kärntner Agenturen, denn wir im Süden sind echt gut.

Warum glaubst du, haben die Kampagnen der Buchhandlung Heyn und den Stadtwerken Klagenfurt die Jury überzeugt?
Weil sie vom Ansatz her "anders" waren: Weil sie schräg gedacht und innovativ waren, Emotionen auslösen, ein Sich-Identifizieren bewirken und gleichzeitig sind beide fachlich top aufgesetzt. Sie verbinden grafisches, fotografisches (anbei ein Dank an Tine Steinthaler) und textliches Können im Sinne der Botschaft und Zielgruppenansprache.

Kreativität ist bei solchen Kampagnen das Um und Auf. Welche Rolle wird Kreativität in Zukunft spielen oder wird die Kreativität durch Künstliche Intelligenz ersetzt?
Da mache ich mir keine Sorgen. Wir arbeiten heute mit Word, Excel, Adobe, etc. so, als ob das schon immer zu unserem Leben gehört hätte. Ebenso sehen wir den Einsatz von KI, den es ja nicht erst seit dem Hype gibt, durch den die breite Öffentlichkeit zu Nutzern wurde. Auch die KI wird zu uns gehören, als ob sie schon immer da gewesen wäre. Die KI unterstützt oder realisiert, doch ohne Kreativität und das Wissen um das Werbehandwerk, gibt es keine topdurchgespielten Kampagnen. Schnellere Ansätze oder schneller Arbeitsläufe liefert die KI dazu und das wird immer noch besser. Doch es geht auch um den Konnex, den der gut ausgebildete Mensch mit seinem Wissen und seiner Erfahrung schafft und um das Wissen um die Emotionen, die man mit den Sujets oder Kampagnen transportieren will - also die Psychologie dahinter. Menschliche Kreativität wird also stets die Quelle hocheffizienter Kampagnen sein, die perfekt auf die individuellen Wünsche der Konsumenten zugeschnitten sind und eine starke Beziehung zwischen Verbrauchern und Marken schaffen.

Man kann dich getrost als Grand Dame der Kreativitätsbranche in Kärnten bezeichnen. Wie wirst du noch kreativ?
;-) Kreativ ist man, oder man ist es nicht. Ich denke, es ist zum einen ein Talent, das man hat, dass man dieses Feuer entzünden kann und Ideen liefert. Das wird auch nicht alt ;-) Das ist die gute Botschaft für alle - diese Quelle versiegt nicht. Und dann geht es darum, ob man in seiner Passion wirken kann. Wenn die Arbeit gleichzeitig die Passion ist, macht sie Spaß - und dann kommt alles von alleine.

Wie siehst du die Zukunft der Werbebranche in Kärnten?
Darauf habe ich eine fachliche und eine soziale Meinung. Fachlich gesehen befindet sich die Werbebranche in einem fundamentalen Wandel: Neue Werbeschwergewichte sind entstanden, Onlinewerbung ist Key, die klassische Werbung verliert. Daten und digitale Ad-Technologie sind zu Gamechangern für Prozesse und Targeting geworden. Die Frage ist aus meiner Sicht deshalb nicht, ob sich unsere Branche verändern wird, sondern wie schnell und wie groß der Umbruch sein wird. Content und Context wird nach wie vor King sein, doch KI wird schlicht und ergreifend Pflicht werden, Marketing Clouds werden unverzichtbare Elemente von Werbeprozessen sein, Programmatics Ads werden Standard, AdTech wird die Werbebranche konsolidieren, TV-Werbung wird ihre Dominanz einbüßen. Um in der dynamischen Werbewelt zukunftsfähig zu bleiben, sind strategische Allianzen und die Nutzung von Datenaggregation unerlässlich. Und damit kommen wir zum menschlichen Aspekt: Wie ich nach Kärnten kam, war ich verwundert über den Neid und den Mangel an Lust auf Zusammenarbeit, den es teilweise gibt. Das sind "die Großen", das sind die "Kleinen" - dieses Beurteilen, anstatt aufeinander zuzugehen. Ich wünsche mir, dass wir alle mehr zusammenarbeiten, denn eines hat sich auch beim Staatspreis in Wien gezeigt: Wir waren gemeinsam mit einer Linzer Agentur lediglich zwei Agenturen aus den Bundesländern. Das bedeutet, bis auf drei Nominierungen und Preise wurden alle Auszeichnungen nach Wien vergeben. An die großen Player, die große Budgets von großen Firmen bekommen. Ich fände es toll, wenn wir mal versuchen, gemeinsam ein großes Budget nach Kärnten zu holen - so etwas würde ich gerne realisieren.
    

  

Autor

von Create Carinthia


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